Diese Ansichtskarte wurde im Jahr 1952 verschickt. Jedoch führt diese Datumsangabe in die Irre. Tatsächlich liefert die Fotografie In diesem Fall den eindeutigen Beweis, dass sie im Zweiten Weltkrieg. genauer nach Mai 1940 und vor 1945, aufgenommen wurde.
Im Mai 1940, so die Überlieferung der Kirchengemeinde, habe Johanniskirchen-Pfarrer Gaffron, die aus dem 14. Jahrhunder stammenden Fenster des Chores der Neustädter Kirche ausbauen lassen und auf diese Weise vor der Zerstörung im Krieg gerettet. Offenbar wurden sie während des Krieges durch Holzplatten o.ä. ersetzt. Das ist natürlich ein außergewöhnlicher Sachverhalt, der den Mythos von einem mutigen Diener des Herrn als Kämpfer gegen Nazis und Krieg geradezu herausfordert und dauerhaft bestehen lässt.
Tatsächlich git es jedoch gute Gründe, die Fakten noch einmal genau zu hinterfragen. Offenbar ließ Gaffron, die Fenster ausgerechnet zu einem Zeitpunkt ausbauen, als die militärische Stärke des NS-Staates eine Bedrohung für Herforder Kirchenschätze (außer für jüdische) überhaupt nicht befürchten ließ. Nachdem Nazi-Deutschland im Jahr 1939 Polen erfolgreich überfallen und besetzt hatte, kamen im April 1940 auch Dänemark und Norwegen hinzu. Am 10. Mai begann mit dem Überfall auf die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich der sogenannte Westfeldzug, der am 25. Juni 1940 mit dem Waffenstillstand von Compiegne endete.
Absolut nichts deutete also auf eine Notwendigkeit zur Rettung Herforder Kirchenfenster hin, erst recht nicht auf eine derart überstürzt erscheinende Vorgehensweise. Hier scheint also eine Beweisaufnahme zur Beleuchtung der Hintergründe dringend erforderlich …